Die Geschichte des Gemeinnützigen Frauenvereins Obfelden

Schon bei der Gründung der Gemeinde Obfelden im Jahr 1847 bestand ein Frauenverein, der sich der Führung der Arbeitsschule für Mädchen widmete. Der Verein war verantwortlich für die Entlöhnung der Handarbeitslehrerin, für die Miete des Lokals sowie für die Beschaffung des Arbeitsmaterials. 1901 wurde dieser Verein aufgelöst, da die Handarbeit in die Volksschule integriert wurde.

Gründung im Jahr 1901

Der damalige Pfarrer Adolf Altherr rief 1901 in einem eindringlichen Aufruf alle Frauen und Töchter der Gemeinde auf, am Aufbau eines neuen Frauenvereins mitzuhelfen. Im Winterhalbjahr trafen sich die ersten Mitglieder des neuen Frauenverein regelmässig im Winter alle 14 Tage um gemeinsam zu Stricken und zu Nähen. Der Mitgliederbeitrag betrug Fr. 1.50 für Aktivmitglieder und Fr. 2.- für Passivmitglieder. Mit den Geldmitteln wurden vor allem Kranke, Arme und Bedürftige unterstützt. Eine wichtige Aufgabe war die Weihnachtsbescherung der Sonntagsschüler. Diese wurden mit den von den Frauen hergestellten Strickwaren und Nähsachen beschenkt.

Obfelden zählte damals 1’300 EinwohnerInnen und der neue Frauenverein 80 Mitglieder.

Gemeinnützige Arbeit

Während des ersten Weltkrieges (1914 – 1918) und auch des zweiten Weltkrieges (1939 – 1945) bereitete der Frauenverein Päckli für die Soldaten an der Grenze vor. Der Inhalt bestand aus 1 Paar Socken, 1 Taschentuch, 1 Birnenweggen, 1 Paar Landjäger, 1 Tafel Schokolade, 1 Päckli Stumpen und einer Zeitschrift. Jedes Jahr wurden von den Frauen Kleider genäht, Socken und Pullover gestrickt, die an Weihnachten an Notleidende verschenkt wurden. Ebenfalls die Wöchnerinnen wurden unterstützt und erhielten eine Babyaussteuer und ein Nachthemd sowie ein Leintuch.

Seit 1934 ist der Frauenverein Obfelden Mitglied beim Dachverband, dem Schweizerischen Gemeinnützigen Frauenverein (SGF), der sich aktiv für Frauenanliegen einsetzt. (www.sgf.ch)

Nach dem Ungarn-Aufstand im Jahr 1956 kamen viele Flüchtlinge in die Schweiz. Noch im gleichen Jahr wurde eine ungarische Flüchtlingsfamilie in der Gemeinde aufgenommen. Der Frauenverein nahm sich der Einrichtung der Wohnung an und sammelte Wolldecken. Ebenfalls 1956 wurde in Zusammenarbeit mit der Gemeinde die Hauspflege gegründet, die heute in die Spitex integriert ist. 

Die ersten Kindergärtnerinnen wurden vom Frauenverein entschädigt. Der Lohn, die Lokalmiete sowie die Spielsachen und das wenige Bastelmaterial wurden ebenfalls vom Frauenverein bezahlt.

Bewegte Zeiten

Im Vorfeld der Abstimmungen über das Frauenstimmrecht, sowohl bei der ersten (gescheiterten) im Jahr 1959 sowie bei der zweiten, 1971, die endlich angenommen wurde, beschäftigte das Thema nicht nur die Mitglieder des Frauenvereins. Nach Vereinstätigkeiten sassen die Männer in den Restaurants zusammen und diskutierten heftig, ob das Stimmrecht für Frauen überhaupt nötig sei! Die vielen Referate wurden gut besucht. Ebenfalls beliebt waren Vorträge und Diskussionsabende für Mütter sowie Elternabende.

1978 beteiligte sich auch der Frauenverein Obfelden an der Unterschriftensammlung zur Beibehaltung der Geburtsabteilung am Bezirksspital Affoltern a.A. Annemarie Sigrist-Fackelmann war da die führende Kämpferin im Dorf und mobilisierte, wo sie konnte. Die Geburtsabteilung konnte damals erhalten bleiben, aber leider wird sie Ende 2019 dennoch geschlossen werden.

Bis Mitte der 1990er Jahre wurden immer noch Pullover für die Sonntagsschüler gestrickt und verschenkt.

Grosses Fest zum 100-Jahr-Jubiläum

Im Jahr 2001 wurde das 100-Jahr-Jubiläum organisiert und mit Gästen gefeiert. Eingeladen wurden Delegationen des Gemeinderats, der beiden Schulpflegen, aller Dorfvereine, beider Kirchenpflegen und selbstverständlich aller umliegenden Frauenvereine.

Zur Einstimmung des Grossanlasses veranstalteten wir drei Nachmittage für die Bevölkerung im Ref. Kirchgemeindehaus, jeweils an einem Freitag. Wir hatten den grossen Raum mit Artikeln dekoriert, die aus der entsprechenden Zeit stammten. Dazu hielt ein Vorstandsmitglied ein Referat über die Tätigkeiten in den entsprechenden Jahren. Diese Angaben entnahmen wir den alten Protokollen, die teilweise noch aus der Alten Deutschen Schrift übersetzt werden mussten. Selbstverständlich gab es auch Kaffee und Kuchen. 

Am Samstag, 22. September 2001 fand der Grossanlass statt. Von 11.30 – 14.00 Uhr boten wir selbstgekochte Suppe zum zMittag an. Kuchen und Kaffee ebenfalls bereit. Die damals ganz neue Präsidentin Silvia Egli begrüsste die Gäste und hielt ein Referat über die Geschichte unseres Vereins. Der Musikverein verschönerte den Anlass mit einem Konzert. 

Ab 18.45 Uhr wurde ein Apéro für die Gäste angeboten. In ihrer Willkommensbotschaft wies die Präsidentin auf die vielseitigen Tätigkeiten des Vereins hin. Peter Sandhofer, damaliger Gemeindepräsident, sprach wohlwollende Worte als Antwort und erklärte, dass die Gemeinde die Kosten für den Apéro übernehmen würde. 

Zum Abschluss hatten wir ein Frauen-Duo engagiert, das unter dem Titel „Zwei Frauen bieten Meer“ (Gina Günthard und Christina Volk) eine abenteuerliche und musikalische Reise auf der Bühne bot. Mit vielen Instrumenten, vielen lustigen Songs führten sie uns auf eine abenteuerliche Reise als Piratinnen mit dem Schiff. Natürlich mussten sie sich gegen einen Sturm wehren, kamen aber schliesslich gut am Ziel an. Viele Zuschauer und ZuhörerInnen lachten Tränen, was zeigt, wie amüsant es war!

Auch der Gemeinde wollten wir etwas Bleibendes hinterlassen. Wir beschafften zwei Holzbänkli, in deren Lehnen Philipp Buillard „Gemeinnütziger Frauenverein Obfelden – 1901 – 2001“eingravierte und die seither an der Langweidstrasse sowie auf dem Damm neben der Reussbrücke stehen und von den Gemeindearbeitern unterhalten werden. An beiden Orten kann man Aussicht und Ruhe geniessen und der „Aemtler-Weg“ führt daran vorbei. 

Zur Feier des 110. Geburtstages (2011) lud der Vorstand seine Mitglieder, Interessierte und Behördenvertreter zu einem gemeinsamen Nachtessen in den Singsaal Chilefeld ein. In ihrer Ansprache wies die Präsidentin darauf hin, wie wichtig der Frauenverein für die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls im Dorf sei. Viel Freude bereiteten die Darbietungen des «Chörli», eines a-cappella-Chors aus Beinwil/Freiamt (https://choer.li). Natürlich durfte «Ewigi Liebi» nicht fehlen!

Engagement und Geselligkeit

Seit 1991 färben wir eine Woche vor Ostern rund 500 Eier, die am Samstag darauf zu Gunsten von «Terre des Hommes» an zwei Ständen im Dorf verkauft werden. Ebenfalls seit 1991 offerieren wir zehn Mal im Jahr nach dem Gottesdienst den «Chilekafi» im reformierten Kirchgemeindehaus. 

Alljährlich zur Adventszeit helfen zahlreiche Mitglieder beim Kranzen für den Basar mit. An drei Tagen entstehen im reformierten Kirchgemeindehaus über 100 wunderschöne Adventskränze und Gestecke, die heiss begehrt sind. Am Basar wiederum helfen viele Mitglieder mit, ob an den Verkaufsständen oder in der Küche.

Tradition hat auch der Adventsbrunch, an dem jeweils über 50 Mitglieder den reichhaltigen, vom Vorstand zubereiteten Brunch geniessen. 

Die alleinstehenden Seniorinnen und Senioren über 75 in unserem Dorf werden ebenfalls jedes Jahr mit einem kleinen Geschenk überrascht.

Nebst diesen gemeinnützigen Aktivitäten stehen verschiedene Anlässe und Ausflüge auf dem Programm. Der 5-köpfige Vorstand organisiert unter dem Jahr immer wieder überraschende, lehrreiche oder gesellige Veranstaltungen. Einmal im Jahr steht ein interessanter Tagesausflug auf dem Programm, oft an Orte, die viele Mitglieder noch nicht kennen. So zum Beispiel die Führung im Bundeshaus Bern, der Ausflug ins hübsche Städtchen Yvoire auf der französischen Seite des Genfersees oder die Besichtigung des Tropenhauses in Frutigen im Berner Oberland.

120-Jahr-Jubiläum im Jahr 2021

In den Jahren 2016 bis 2018 bangte der damalige Vorstand um das Weiterbestehen des Vereins, da die Suche nach neuen Vorstandsmitgliedern stets erfolglos verlief. Die Situation verschärfte sich, als im Sommer 2017 drei Vorstandsfrauen (Silvia Egli, langjährige Präsidentin, Antoinette Hess, Finanzen und Marlise Schori, Aktuarin) ihren Rücktritt ankündigten. An der Jahresversammlung im März 2018 musste Vizepräsidentin Esther Intrass den Anwesenden mitteilen, dass der Frauenverein aufgelöst werden würde, falls sich keine neuen Vorstandsmitglieder finden liessen. Gleichzeitig erklärte sie aber auch, dass sie bereit wäre weiterzumachen, denn es brauche den Frauenverein unbedingt, um den Zusammenhalt unter den Frauen im Dorf zu bewahren. Kurz nach der GV teilten Doris Aschwanden, Lis Grubenmann und Rita Schmid mit, dass sie bereit wären, im Vorstand mitzuarbeiten. Im Sommer luden wir die drei Frauen zu einem Gespräch ein und informierten sie über den Umfang der Vorstandsarbeit und die Aufgaben der einzelnen Ressorts. An der Jahresversammlung im März 2019 wurden die drei neuen Frauen einstimmig und mit grossem Applaus in den Vorstand gewählt und leiten nun den Frauenverein zusammen mit Esther Intrass und Susanne Bitzer.

Wir freuen uns auf das 120-Jahrjubiläum im Jahr 2021!